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Wie uns Flügel wuchsen

[KaRe]
von

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Trennung


 

Wie uns Flügel wuchsen

„Friendship is love without his wings.“

Lord Byron

Kapitel 1: Trennung
 

Es war vorbei. Endlich vorbei. Es hatte ihn selbst überrascht, wie erleichtert er sich nun tatsächlich fühlte, wie…frei. Doch fühlte er sich gleichzeitig schuldig Mao gegenüber, dass er vor allem diese Erleichterung empfand und nicht tiefe Traurigkeit oder Enttäuschung.
 

Von diesem Konflikt völlig eingenommen, schloss Rei mechanisch die Tür zu dem gemeinsamen Appartement auf, das er mit Max, Takao und Kai bewohnte. Nachdem er sich Schuhe und Jacke ausgezogen und sie irgendwo in den Flur geworfen hatte, machte er sich auf den Weg in die Küche, um sich dort einen Tee zu kochen. Es war Samstagmorgen, sehr früh, und keiner der anderen war schon wach, noch nicht einmal Kai. Der Schwarzhaarige seufzte, als er sich an den Küchentisch setzte. Er hatte Kopfschmerzen, weil er die Nacht nicht geschlafen hatte, und massierte sich mit kreisenden Bewegungen die Schläfen, während er darauf wartete, dass das aufgesetzte Wasser zu kochen begann.
 

Er hatte sich in der letzten Nacht von Mao getrennt, nach knapp zwei Jahren Beziehung. Wie jeden Freitagabend war er mit ihr in den Clubs der Stadt unterwegs gewesen und wie jeden Freitag hätte er bei Mao übernachten sollen. Aber auf dem Weg zu ihrer Wohnung hatten sie sich in die Haare gekriegt. Es hatte mit irgendeiner belanglosen Kleinigkeit angefangen und war irgendwo zwischen Haus- und Wohnungstür ausgeartet. Schließlich in der Wohnung angekommen, hatten sich Mao und er furchtbar gestritten und sich alles an den Kopf geworfen, worüber sie in den letzten zwei Jahren kein Wort verloren hatten. Das Ganze hatte damit geendet, dass Rei sich von Mao getrennt hatte.
 

Sie hatten eigentlich beide gewusst, dass es zwischen ihnen schon seit längerem nicht mehr so geklappt hatte wie vielleicht am Anfang. Mao war offensichtlich trotzdem nicht bereit gewesen, ihre Beziehung zu beenden, denn sie war in eine Tränenflut ausgebrochen, nachdem Rei die Worte der Trennung ausgesprochen hatte.
 

Das Wasser kochte mittlerweile längst und während Rei dieses vorsichtig in die Tasse goss, in die er zuvor einen Teebeutel gehängt hatte, fragte er sich, ob er andere Worte hätte wählen müssen, ob er zu harsch gewesen war, als er mit Mao Schluss gemacht hatte. Es hatte ihn nicht unberührt gelassen, dass sie so viele Tränen vergossen hatte - schließlich mochte er sie eigentlich noch immer, nur eben nicht mehr auf diese besondere Art und Weise. Seine Entscheidung bereute er indes nicht, weder in jenem Moment, noch jetzt, wo er Bedenkzeit gehabt hatte. Es war, als wäre ihm mit der Trennung eine schwere Last von den Schultern gefallen, von der er nicht einmal gewusst hatte, dass er sie überhaupt trug.
 

Er setzte sich mit seinem Tee wieder an den Küchentisch und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Als er sich noch einmal an all das erinnerte, was er mit Mao erlebt hatte, fragte Rei sich, ob es mit Mao und ihm jemals so gut funktioniert hatte, wie er immer geglaubt hatte. Innerlich versprach er sich, dass er nicht noch einmal zulassen würde, dass eine Beziehung so den Bach hinunterging, ohne dass er es bemerkte. Das nächste Mal wollte er ehrlicher mit sich selbst sein und eine Beziehung nicht so lange von seinem Alltagstrott führen lassen.
 

In diese Gedanken brach Kai hinein, indem er die Küche betrat. Er grummelte ein „Morgen“, machte sich einen Kaffee und setzte sich zu Rei. Erst dann realisierte er offenbar, dass es höchst merkwürdig war, diesen an einem Samstagmorgen in der Küche anzutreffen.
 

„Was machst du um diese Uhrzeit hier?“, fragte er.

„Ich habe mich von Mao getrennt“, kam die Antwort ohne Umschweife. Es war das Einzige, was Rei momentan beschäftigte, und da er loswerden musste, was geschehen war, gab es kein Zögern in seiner Erwiderung.
 

Es folgte ein kurzes Schweigen von Kai, dann zog er eine seiner Augenbrauen hoch.

„Willst du drüber reden?“
 

Der Schwarzhaarige nickte. Er war froh, dass Kai es war, mit dem er als Erstes über alles reden konnte. Sie studierten an derselben Uni, verbrachten insgesamt viel Zeit miteinander und waren mehr oder minder das, was man als beste Freunde bezeichnen mochte.
 

Rei wusste zwar, dass ein Annehmen des Angebotes des Russen hieß, dass er redete und der andere lediglich zuhörte. Aber das reichte auch schon. Entgegen Annahmen der vermutlich meisten Menschen, die Kai nicht persönlich kannten, war dieser ein erstaunlich guter Zuhörer, sofern er dies denn wollte. Denn er konnte denjenigen, den er diesen Gefallen tat, auch ohne Worte seinerseits das Gefühl vermitteln, verstanden zu werden.
 

Also begann Rei zu erzählen, wie alles mit immer häufigeren Streitereien angefangen hatte, weil Mao jede Kleinigkeit zu einem Riesentheater hatte werden lassen; wie sie immer häufiger miteinander geschwiegen hatten, weil sie einander nichts mehr zu sagen, nichts mehr zu erzählen gehabt hatten; wie sie beide aber der Realität offenbar nicht ins Auge hatten blicken wollen und ihre nicht mehr funktionierende Beziehung fortgeführt hatten, als sei nichts gewesen. Es erleichterte Rei, jemandem all das mitzuteilen, was er so lange unbewusst in seinen Gedanken unter Verschluss gehalten hatte.
 

Der Schwarzhaarige verstummte nach einer Weile, hatte sich alles von der Seele geredet, was er loswerden wollte, und das genügte, um es ihm ein bisschen besser gehen zu lassen. Als ein verschlafener Max die Küche betrat, saßen sie einträchtig schweigend in dieser.
 

„Guten Morgen“, sagte er herzhaft gähnend, bevor er sich ebenfalls einen Becher aus dem Schrank nahm.

„Ich dachte, du wärst bei Mao bis heute Nachmittag, Rei? Du hast doch gestern gesagt, dass du wie immer bei ihr bist“, fragte er, gesellte sich dabei zu den beiden an den Tisch.
 

Rei seufzte, bevor er antwortete. Er hatte von vorneherein gewusst, dass er nicht darum herumkommen würde, die Neuigkeit mehrmals zu verkünden. „Ich habe mich diese Nacht von Mao getrennt. Ich –“
 

„Getrennt? Wer hat sich getrennt?“, kam in diesem Moment die Frage von Takao, der ebenso verschlafen wie Max hereingekommen war. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, man sah ihm an, dass er erst kurz zuvor aus dem Bett gestiegen war.
 

„Ich mich von Mao“, wiederholte Rei, den Blick auf den Tisch gesenkt.

„Oh“, machte Takao. Der Blonde, der sich von der ersten Überraschung ob dieser Nachricht mittlerweile schon erholt hatte, legte Rei die Hand auf den Arm.

„Ist alles okay mit dir?“ Der Schwarzhaarige nickte, lächelte dankbar. „Ich denke schon. Ich habe mit Kai gesprochen und den ersten Schock, wieder Single zu sein, habe ich bereits überwunden.“
 

Kai lächelte daraufhin leicht in seinen Kaffeebecher. Rei sah das Lächeln trotzdem und erkannte, dass der Russe seinen Versuch, die Stimmung ein wenig zu lockern, gleich durchschaut hatte.
 

Takao holte sich eine Schüssel und die Packung Cornflakes aus dem Schrank, stellte sie zu der Milch, die der Russe für seinen Kaffee schon herausgeholt hatte.

„Weißt du, Mann... Mao sieht ja echt nicht schlecht aus und so, aber du brauchst jemanden, der ein bisschen...ausgeglichener ist.“ Er grinste und schlug Rei freundschaftlich auf die Schulter.
 

Der Schwarzhaarige musste lachen, wenn auch ein bisschen widerwillig.

Es waren Momente wie dieser, wie an diesem Samstagmorgen in der Küche, in denen er wieder einmal verstand, warum sie damals über weite Strecken ein so gutes Team gewesen waren und warum sie so oft zusammen gewonnen hatten.
 

Er lächelte, als er Kais Blick traf, der leicht amüsiert auf ihm ruhte.

Und er realisierte, dass eine Trennung fast immer einen neuen Anfang bedeutete.

Wie auch immer dieser aussehen mochte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Pfefferminze
2010-12-11T09:13:15+00:00 11.12.2010 10:13
Ich erinnere mich.. ich hab das schon mal gelesen, aber mir fielen wirklich... einfach keine anständigen Worte für nen Kommentar ein.
Ich versuche es so:
Ich finde den Anfang sehr gelungen. Erst letztens habe ich wieder gelesen, dass zu viele KaRe-Autoren das (*husthust*leider*räusper*) canon-ReiMao immer bashen und Mao gleich mit- bei dir kam es aber nicht wirklich so rüber. Ich muss ja sagen ich mag es sogar mittlerweile (wenn es pre-KaRe ist XD) und Mao an sich ist genial. Dass sie dann sogar halbwegs gut wegkommt (cuz anders geht es bei ihr dann doch nicht. Mal ehrlich, Mao ohne Trennungswiderwillen geht nicht, ne? XD) finde ich dann schön.
Ich mag die Stimmung zwischen Kai und Rei. Diese leichte, unkomplizierte mit den kleinen Blicken und eine von mir jetzt mal vorausgeahnte Naivität Reis *hust* Wusstest du, dass ich auf Naiv!Rei stehe? XD
Auch was die anderen Jungs gesagt haben war gut umgesetzt, weiß Takao vllt sogar mehr? ich weiß es nicht aber werd mich überraschen lassen, was noch kommt <3

Baba <3
Ming
Von:  Atem
2010-12-11T04:22:25+00:00 11.12.2010 05:22
Awww~ ich kann dir nicht einmal sagen, wie lange es her ist, dass ich eine BB gelesen habe und dann gleich so etwas...

Ich mag vor allem die Stimmung, die du in diesem ersten Kapitel rüberbringst. Obwohl Rei mit Mao Schluss gemacht hat, bekommt man unweigerlich den Eindruck, dass Rei sich im Stillen schon vor langer Zeit damit abgefunden hat. Und blöderweise erinnert mich das auch ein wenig an mich selbst <o<. Bis zum Schluss will man die Wahrheit nicht akzeptieren, obwohl man sie im Grunde schon kennt und das Ergebnis unausweichlich ist... u_u.
Kai ist wie wir ihn alle lieben... der stille Held XD und die restliche Rasselbande ist sowieso herzallerliebst.
Und da es jetzt schon so früh ist (und ich eigentlich in der Arbeit sitze), komme ich mir vor, als hätte ich es in Echtzeit gelesen 8D. Genial!! XD

Bin gespannt, was du geplant hast. Ein Kapi gibts ja noch XD

*flausch* Rei~
Von:  KeiraX
2010-12-11T03:14:53+00:00 11.12.2010 04:14
Gott, ich bin ehrlich, ich hatte vor dem Lesen des ersten Kapitels KEINE Ahnung mehr, worum es in der Fanfic ging 8D;;; Aber immerhin hat's dann wieder Klick gemacht o~ov
Undich weiß auch gleich wieder, warum ich sie mag :D

Ich mag einfach die Stimmung in dem Kapitel total, es kommt so leicht rüber, auch wenn das Thema an sich ja doch etwas eher Trübsinniges ist. Ich finde auch das Wie der Trennung sehr realistisch - der Streit, wie es ausgeartete ist, was sie sich anscheinend an den Kopf geworfen haben, dann eben das Aus, einfach wie aus dem Leben gegriffen. Auch wennman die genauen Grund des Streites nicht weiß - es interessiert im Sinne ja auch nicht - und Rei den Grund der Trennung nur angeschnitten hat, man versteht es und kann es nachvollziehen. (Und das alles ohne dann Hass auf Mao zu haben, wie es in diesen o815-Trennungs-Geschichten ist, die dann zu nem anderen Pair werden *hust* Aber gut, sowas erwarte ich auch gar nicht von dir XD)
Was ich vor allem liebe ist die Darstellung der Jungs. Wie La-chan es schon sagte, es passt zu ihnen und kommt wunderbar rüber und trotzdem wirken sie nicht kindlich.

Alles in allem ein schönes Kapitel ♥ Und wunderbar beschrieben wie eh und je :D
Von: Alatus
2010-12-11T00:59:19+00:00 11.12.2010 01:59
... wieso muss ich erst geschockt sein von wegen "OH NEIN! Ich fang erst an und die haben sich schon getrennt? WHAT?! Q___Q" um dann den Namen "Mao" zu lesen und erleichtert durchzuatmen und mich mit meinem Glas Wein ganz entspannt zurücklehnen zu können? Wieso erst der halbe Herzinfarkt?°
... weil's spannend ist, ich weiß schon. |DDD~

Ich mag aber die Tatsache, dass sie alle zusammen wohnen ... als Team ô_ô

Und auch wenn sie nicht einmal direkt vorkam ... überhaupt, das Kapitel ist an sich recht kurz ... es fühlte sich kurz an, kurz ist es ja nicht ... die kommen alle nur so "angeschnitten" vor und dennoch wirkten die Charaktere auf mich ungemein plastisch. Eine FF ist schon was länger her von Beyblade und dennoch sah ich sie direkt vor mir, das war ein angenehmes Gefühl ... und ob ich nun ein Junkie bin oder mir nur die detaillierte, aber nicht überfüllte Beschreibung gefallen hatte, den Kaffee und Tee konnte ich auch riechen =_=~ <3

Auf jeden Fall fängt die Geschichte irgendwie dynamisch an, direkt mit einem kleinen Schock. Und da dieser nur angehend geglättet ist gegen Ende hin - ich nehme an, man braucht immer etwas längere Zeit für das Verarbeiten einer solchen Trennung, auch wenn das bei Rei nun schon eingesetzt zu haben scheint - bleibt es spannend, wie es weiter geht. °_°~
Bin schon gespannt und husch daher direkt mal weiter XD~
Von:  Shayd_chan
2010-12-10T13:18:07+00:00 10.12.2010 14:18
Ich finde dein Schreibstil echt toll.
Das Kapitel lässt sich schnell durchlesen und vermittelt dabei so viel Gefühl, dass man sich in die Situation von Rei gut hinein versetzen kann.
Auch die Verbundenheit der Jungs kommt sehr gut rüber und man erkennt die feste Freundschaft der Vier sofort.

Von:  Vergangenheit
2010-11-25T15:35:46+00:00 25.11.2010 16:35
Ein wirklich schönes Kapitel mit einer bedrückten Stimmung, das ist wirklich gut rübergekommen, ein bisschen flaues Gefühl, ein Hauch schlechtes Gewissen und doch das Wissen, das richtige getan zu haben. Ich hatte keine Probleme mich einzufühlen.

Die Rollen der anderen waren auch gut gewählt. Kai der Fels in der Brandung, Max der gleich Hilfe anbietet und durch das Hand auf den Arm legen, Trost und Vertrauen spendet und Takao, der erstmal einen lockeren Spruch bringt, um den Schock zu verdauen. Dennoch wirken sie alle erwachsener, ihre Reaktionen waren gemäßigter. Das ist dir auch gut gelungen. Ich meine, es war früh am Morgen, aber trotzdem. Du weißt, was ich meine.

Also, um es kurz zu machen, es ist toll geschrieben und ich freue mich auf mehr. Und vielen Dank für die Benachrichtigung.

ByeBye
La-chan
Von:  Minerva_Noctua
2010-11-24T17:11:08+00:00 24.11.2010 18:11
Hi!

Mir gefällt das Kapitel sehr gut.
Ich finde die Atmosphäre in der Küche mit den Freunden sehr gut.
Man kann richtig nachfühlen, dass es vertrauensvoll und wohl überwiegend harmonisch in der WG zugeht.
Dein Schreibstil gefällt mir auch.
Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.
Schön, dass es auch mehrere Kapitel werden^^.
Schreibst du mir bitte eine ENS, wenn das nächste Kapitel da ist?

Bye

Minerva
Von:  Fye-chan
2010-11-23T23:12:15+00:00 24.11.2010 00:12
Uiuiui...der liebe Rei steckte also in einer Beziehung...mit einem Mädchen... hihi^^
Ich mag wie Kai und Ray miteinander umgehen... das klingt doch schonmal alles gut!
Ich bin gespannt ;) Hast du in etwa ne Ahnung wie lang deine Story werden soll?
Glg, Fye <3
Von:  WeißeWölfinLarka
2010-11-23T14:10:19+00:00 23.11.2010 15:10
Ach!
ich sehe eine große Leichtigkeit, die in der Freundschaft der vier Jungen mitschwingt. Ray kann vom Leser genauso verstanden werden, wie er sich von seinen Freunden verstanden fühlt.
Du brauchst keine übeflüssigen Worte. Die Trennung als den Aufhänger und als Anfangskapitel für eine längere Geschichte zu nehmen, ist sehr originell.
Ich hoffe, dein Erzählstil bleibt so gut wie er ist. Schick mir doch bitte eine Ens, wenn es weitergeht, dann kann ich mich darüber informieren. ;)

Von:  Jackie20
2010-11-23T08:51:15+00:00 23.11.2010 09:51
der anfang gefällt mir gut
ein glück haben sich rei und mao getrennt
ich mag dieses pairing nicht
das wird doch eine kaiXrei story oder?
schreib schnell weiter



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