Wie uns Flügel wuchsen von X66 ([KaRe]) ================================================================================ Kapitel 12: Eifersucht ---------------------- Kapitel 12: Eifersucht Obwohl Rei überzeugt zu Takao gesagt hatte, dass er und Kai ihre kleine Auseinandersetzung klären und beilegen würden, taten sie nichts dergleichen. Im Grunde wurmte es Rei noch immer, wie der Russe reagiert hatte, als er diesem an der Garderobe nach dem Konzert mitzuteilen versucht hatte, dass er nicht so mir nichts dir nichts ignorieren konnte, was es zu bedeuten hatte, dass sie an jenem Morgen zusammen in einem Bett aufgewacht waren - wenn auch bekleidet. Noch bevor er nämlich zum Punkt hatte kommen und erklären können, warum er dies nicht konnte und wollte, hatte Kai abgeblockt und verkündet, er werde nicht zulassen, dass dieser „äußerst dumme Zwischenfall“ wichtiger genommen würde als er gewesen war. Rei hatte eigentlich die Absicht gehabt, den anderen aufzusuchen, nachdem ein bisschen Zeit verstrichen war, in der Kai, wie er hoffte, zu Einsicht gelangen würde. Erst hatte sich jedoch nicht der Moment dazu gefunden, das Ganze noch einmal anzusprechen, und als Rei dann irgendwann endlich einen Versuch gemacht hatte, dies zu tun, hatte Kai sich wieder stur gestellt. Daraus hatte Rei entnommen, dass dieser nicht bereit war, sein Verhalten noch einmal zu überdenken, und hatte nicht weiter nachgefragt. Mittlerweile waren sie es beide Leid geworden, so wenig miteinander zu sprechen und so zu schmollen und waren einfach dazu übergegangen, sich nach außen hin so zu verhalten, wie sie es in dem Zeitraum zwischen Party und Konzert getan hatten. Rei fühlte sich gleichwohl noch immer davon verletzt, dass Kai so herunter gespielt hatte, was in ihm trotz allem die Hoffnung entfacht hatte, Kai könnte seine Gefühle erwidern. Die Enttäuschung und der Schmerz darüber, dass Kai seine Empfindungen wohl kaum erwidern konnte, wenn er sich so verhielt, bewogen ihn jedoch letztendlich dazu, sich lieber wieder härter anzustrengen, diesen fatalen Morgen einfach zu vergessen. Erst einige Wochen später, es war längst März, sollte sich etwas ereignen, was dazu führte, dass Rei seine Meinung in dieser Hinsicht noch einmal änderte. Zunehmend hatte er sich während dieser Wochen mit anderen Freunden als seinen Mitbewohnern getroffen. Da Rei das Gefühl hatte, es fiele ihm leichter zu vergessen, wenn er viel unternahm und sich ablenkte, hatte er beschlossen, dies so viel wie möglich zu tun und sich dabei mit Freunden zu treffen, mit denen Kai nichts zu tun hatte - Brooklyn, Rai, Salima. Es tat gut, nicht ständig erinnert zu werden und mit Leuten zu sprechen, die unvoreingenommener ihre Meinung zum Thema sagen konnten, weil sie nicht mit Kai befreundet waren. An einem verregneten Samstag kam er mit Brooklyn zusammen nach Hause, nachdem sie den Tag in der Stadt verbracht hatten und noch gemütlich einen Kaffee trinken wollten. Im Flur beim Hereinkommen trafen sie das erste Mal auf Kai, anhand dessen finsterer Miene Rei gleich erkannte, dass dieser wieder schlecht gelaunt war. Sein Gesichtsausdruck wurde noch verschlossener, als er Brooklyn sah. Rei konnte sich nicht so ganz einen Reim darauf machen. Er wusste, dass Kai den anderen nicht sonderlich mochte, aber eine solche Reaktion auf den jungen Mann erklärte das nicht. Sich zunächst nicht weiter an dieser störend, schließlich hatte er Besuch, um den er sich kümmern wollte, ignorierte er die miese Laune Kais und zog Brooklyn mit in die Küche. Immer wieder lachend und gestikulierend setzten sie ihre Unterhaltung fort, tranken dabei den gewünschten Kaffee. Bis Kai die Küche betrat. „Geht's vielleicht auch leiser?“, fragte er. „Man hört euch durch die ganze Wohnung und es gibt hier auch noch Leute, die lernen müssen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand Kai wieder, zog die Tür hinter sich unnötig laut zu. „Huh, was ist denn mit ihm los?“, wollte Brooklyn wissen. „Ich weiß es auch nicht.“ Stirnrunzelnd blickte Rei zur Tür. „Wir waren doch gar nicht so laut.“ Er seufzte. „Seine Laune ist schon seit ein paar Tagen nicht die beste, aber...“ Brooklyn zuckte mit den Schultern. „Es wird wohl nichts Schlimmes sein, man hat doch immer mal so Phasen, in denen man einfach von allem genervt ist.“ „Jaah, stimmt“, machte Rei, innerlich wenig überzeugt davon. Bald waren sie wieder zu ihrem ursprünglichen Gesprächsthema zurückgekehrt, aber Rei ließ das Verhalten Kais nicht in Ruhe. Er merkte, dass er nicht mehr richtig bei der Sache war, dass er teils nur die Hälfte von dem mitbekam, was Brooklyn sagte, weil er in Gedanken woanders war. Obwohl er meinte, sich nicht sofort darum kümmern zu müssen, wenn Kai irgendeine Laus über die Leber gelaufen war, musste er wieder einmal feststellen, dass er es nicht einfach abstellen konnte, an Kai zu denken und sich Sorgen zu machen. Als er sah, dass Brooklyn seinen Kaffee leer getrunken hatte, wandte er sich an diesen: „Entschuldige, Brooklyn - ich will nicht unhöflich sein, aber wäre es okay, wenn wir es jetzt mit unserer Verabredung zum Ende kommen lassen? Ich...ich würde doch gerne mit Kai reden.“ „Kein Problem. Ich kann zwar nicht wirklich verstehen, was du an ihm findest, aber wenn es dir dann besser geht, dann solltest du mit ihm reden.“ Brooklyn stand auf, nahm seine Tasse noch zur Spüle mit, bevor sie beide in den Flur gingen und sich mit der Absprache zu telefonieren verabschiedeten. Vor Kais Zimmertür zögerte Rei noch einmal, klopfte dann aber. Es folgte ein missgelauntes „Ja?“ von der anderen Seite, woraufhin der Schwarzhaarige eintrat. Kai saß an seinem Schreibtisch, hatte mehrere Bücher und Ordner aufgeschlagen vor sich liegen und war offenbar in der Tat dabei zu lernen. „Hey“, sagte Rei zögerlich. Erst jetzt sah Kai auf und in seine Richtung. „Selber hey. Was willst du?“, fragte Kai nicht eben freundlich. „Ich wollte mit dir reden-“ „Ach, ist Brooklyn schon gegangen?“ Seine Stimme klang jetzt geradezu hämisch. Rei wusste, dass Kai dazu neigte, verletzende Kommentare von sich zu geben, wenn er miese Laune hatte, aber das verringerte ihre Kraft nicht unbedingt. Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Was ist eigentlich los mit dir, Kai?“ Angesprochener reagierte nicht direkt, starrte für lange Augenblicke auf die vor ihm aufgeschlagenen Unterlagen. Rei noch immer nicht ansehend, antwortete er schließlich: „Ich hab einfach keinen Bock mehr auf Brooklyn! Ständig hängst du mit ihm rum und verstehst dich offenbar blendend mit ihm. Ist es vielleicht verständlich, wenn ich eure tolle Beziehung nicht noch auf die Nase gebunden haben will?!“ Gegen Ende war Kai immer lauter geworden, was die aufkommende Stille nach dem Ende seines Satzes nur noch schwerer zwischen ihnen hängen ließ. Rei blinzelte. „Du... Du hast so eine Laune, weil du eifersüchtig bist?“ Rei blickte den anderen ungläubig an. Kai brummte etwas Unverständliches, entzog sich so einer direkten Antwort. Selbst diese Reaktion sagte ihm jedoch alles, was er hatte wissen wollen. „Ich fass' es nicht.“ Kopfschüttelnd widerstand Rei dem Impuls, die Hände in die Luft zu werfen. „Nach der Party damals hast du alles getan, um diesen...diesen Vorfall runterzuspielen und ich dachte, dir wäre egal, was das für uns vielleicht hätte heißen können, so wie du reagiert hast, und jetzt bist du eifersüchtig auf Brooklyn? Ich verstehe das nicht, Kai, echt nicht.“ Frustriert begann er, im Zimmer auf und ab zu gehen. Nach einer Pause fragte Kai: „Was das für uns hätte heißen können? Was meinst du damit?“ Rei blieb stehen, blickte zu dem anderen. „Kannst du dir das nicht denken? ... Okay, du willst es hören. Also gut. Dann klären wir das wenigstens endlich richtig.“ Er atmete einmal ein und aus, während in seinem Bauch die Nervosität brannte. „Du hast mal zu mir gesagt, ich soll mir eine Freundin suchen - oder auch nicht. Oder auch nicht trifft es besser.“ Kai blickte auf. „Ich will keine Freundin, sondern einen Freund. Dich, Kai.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach er schnell weiter. „Und nachdem wir an diesem Morgen im selben Bett aufgewacht sind...da habe ich mir eben Hoffnungen gemacht und-“ „...die ich gleich zerstört hab, indem ich es erst vergessen und dann nicht drüber reden wollte“, sagte Kai, klang auf eine seltsam bittere Art und Weise amüsiert. Rei verstand nicht, worüber der andere so amüsiert war, und während er Kai anstarrte, der sich die Schläfen rieb, ballte sich die Nervosität in seinem Bauch zu einem schweren Klumpen der dämmernden Enttäuschung. Schon wollte er sich abwenden, das Zimmer verlassen, als Kai aufstand und zu sprechen begann. „Rei, warte! Du hast einen völlig falschen Eindruck bekommen. Du weißt gar nicht, wie lange ich mir schon wünsche, dass-“ Er unterbrach sich. Mit einigen Schritten näherte er sich Rei, strich diesem sanft einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich hab mich geweigert, noch einmal über diesen Morgen mit dir zu reden, weil ich dachte, dass du so ungefähr das Gegenteil von dem zu mir sagen würdest, was du offenbar sagen wolltest. Dich als besten Freund zu verlieren, weil wir an diesem Abend ein bisschen zu viel getrunken haben, wollte ich unter allen Umständen verhindern.“ Kai lächelte. „Denn allein das hätte ich nicht aushalten können, obwohl ich doch eigentlich längst wollte, dass wir mehr als beste Freunde wären... Du...du weißt, was ich meine.“ Rei nickte nur, die Worte blieben ihm im Hals stecken. Der Klumpen in seinem Bauch begann, sich aufzulösen und plötzlich fühlte es sich an, als tanzten Schmetterlinge einen Reigen an dessen Stelle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)